Anstatt die Risikovoranfrage eines Versicherungsmakler als festen PKV-Antragsbestandteil zu akzeptieren, wollte man bei der Allianz private Krankenversicherung alle Angaben aus diesem Dokument im Antrag haben… der weniger als 1/10 des notwendigen Platzes aufweist. Womit die unleserlich kleine Schriftgröße 2 als Folge provoziert wurde.
Und das, nachdem man die gleiche Voranfrage im Vorfeld vor dem Antrag akzeptierte. Ein seit Jahren mit der Allianz (und anderen PKV) bewährtes Vorgehen; eigentlich.
Nach Verballhornung reagierte die Allianz kommentarlos und policierte, hat aber keine Antworten auf Rückfragen zu diesem absurden Vorgehen gegeben.
Allianz PKV-Antrag: Wenn Bürokratie gesunden Menschenverstand besiegt
Die Allianz Anträge gelten unter Fachleuten generell als solche aus der Hölle, was der unvorteilhaften Kombination aus kleiner Schrift und Umfang geschuldet ist. Viel umständlicher geht es kaum, aus dem Kopf wüsste ich keine PKV.
Aber „Unsinn aus dem Versicherungsmakler-Alltag“, „des Wahnsinns fette Beute“, „Passierschein A-38“ usw. usf.passt zu diesem Vorgang. „Der Fall Allianz und die Anträge aus der Hölle“ sollte es ursprünglich heißen, aber die Allianz hat am Ende doch die Vernunft siegen lassen. Nach etwas Gegenwind.
Könnte wohl am drohenden Karneval in Köln gelegen haben. Man möge daher bitte den geringeren Biss im Vergleich zu sonstigen Beiträgen entschuldigen! 😉
Die Risikovoranfrage zur Risikoselektion vor dem PKV-Antrag
Aaaber der Weg in die Private Krankenversicherung (PKV) ist oft steinig und war es hier auch.
Insbesondere die Beantwortung der Gesundheitsfragen gem. §19 I VVG erfordert höchste Sorgfalt. Versicherungsmakler – also zumindest die „Guten“, so es welche gibt – arbeiten daher seit Jahren mit dem bewährten Instrument der Risikovoranfrage (kurz RVA):
Bevor ein verbindlicher Antrag gestellt wird, werden die Gesundheitsdaten des Kunden anonymisiert bei verschiedenen Versicherern eingereicht, um eine meistens verbindliche Ersteinschätzung zu erhalten. Ich sage bewusst meistens, weil es Arschlöcher unter den PKV gibt, die sich nicht an ihre Voten gebunden sehen, bspw. die SDK (Süddeutsche Krankenversicherung). Die bekommen noch an anderer Stelle ihr Fett weg!
Das Ziel der RVA: Transparenz, Planungssicherheit und die Vermeidung von bösen Überraschungen. Habe ich schon erwähnt, dass die SDK an der Stelle eine braunflüssige Körperausscheidung ist? Ja? Na gut, es soll ja um die Allianz gehen…
Quizfrage: Was passiert, wenn die Bürokratie des Versicherers über diese (sorgfältige?) Vorarbeit gestellt wird? Der vorliegende Fall mit der Allianz Privaten Krankenversicherung (APKV) zeigt eine absurde „Nachbearbeitung“, die den Prozess nicht nur verlangsamt, sondern das Ergebnis objektiv verschlechtert; aus rein formalen „Gründen“.
Inhalt der Risikovoranfrage wird Teil des PKV-Antrags
In der Regel wird für die Risikovoranfrage eine separate, übersichtliche Tabelle erstellt.
Unten findest Du dafür dafür ein Musterbeispiel; Korrektur, den Auszug aus einem echten PKV-Antrag an die Allianz! Hier wurden alle Behandlungen aus den abgefragten Zeiträumen mit Datum und einer kurzen, aber präzisen Beschreibung erfasst, die im Rahmen der Voranfrage als ausreichend beurteilt wurde, denn die Allianz hat keine zusätzlichen Anforderungen an den PKV-Antrag gestellt.
Üblicherweise reicht man anschließend den PKV-Antrag ein samt im Anhang enthaltener, unterschriebener RVA, auf die zusätzlich im freien Feld des Antrags verwiesen wird. Das ist seit Jahren ein bewährtes Vorgehen!
In meinem Fall kommt hinzu, dass die Risikovoranfrage selbst gemäß der „Verbindlichkeitserklärung als Antragsbestandteil“ mit der Unterschrift des Versicherungsnehmers verbindlicher Teil des späteren Antrags wird. Der Versicherungsnehmer (kurz VN) unterschreibt auf jeder Seite, selbst auf jedem beigefügten Arztbericht. Die Allianz hat somit alle notwendigen und detaillierten Informationen in formal verbindlicher Form erhalten; wie immer!
Screenshot der RVA

Screenshot Verbindlichkeitserklärung der RVA

Die absurde Forderung der Allianz: Form schlägt Inhalt
Trotz dieser umfassenden und transparenten Vorarbeit folgt nun das Nachbearbeitungsschreiben der Allianz. Ich will nicht sagen, dass ich mich verarscht fühle, daher zitiere ich am Ende aus der E-Mail an meinen Key-Account zu dem Thema.
Unter der Überschrift „Nachbearbeitungsauftrag zum Antrag vom…“ verlangt die Allianz:
„- Im Antrag müssen alle Gesundheitsfragen ausgefüllt und Größe/Gewicht angegeben werden. Der Verweis auf die Risikovorprüfung reicht nicht aus. Bitte holen Sie dieses nach und lassen Sie dieses vom Antragsteller unterzeichnen.“
Screenshot Allianz PKV-Antrag Nachbearbeitung

Übersetzt heißt das: Die Allianz ignoriert formal die eigene, bereits geprüfte und detaillierte Risikovoranfrage und verlangt, dass sämtliche detaillierten Angaben nun in das eng bemessene Raster des offiziellen Antragsformulars übernommen werden müssen. Hier wird es abenteuerlich. Prüfe den Platz, der im Antrag dafür vorgesehen ist…
Hier liegt das Kernproblem: Die Allianz partizipiert und akzeptiert diverse „Einheitsanträge“, wie den für diesen PKV-Antrag genutzten. Das Formular bietet jedoch für die detaillierte Beschreibung kaum Platz, da diese nur vier Zeilen vorsieht… für tendenziell eher 40 Zeilen. Vgl. Screenshot bei 200% Größenanzeige.
Screenshot aus dem PKV-Einheitsantrag Blanko

Die Spalten für die Bezeichnung der Krankheit, die Dauer der Behandlung und weitere Details sind minimalistisch gehalten. Die Menge der in der Risikovoranfrage-Tabelle dargestellten Behandlungen lässt sich schlichtweg nicht lesbar in die dafür vorgesehenen Zeilen des Antrags übertragen.
Meine Konsequenz: Dienst nach Vorschrift
Aber ich will den formalen Vorgaben der Allianz nachkommen, versprochen. Sie wollen nämlich alle Gesundheitsfragen im Antragsformular haben, und nicht auf die viel bessere (weil leserliche!) Risikovoranfrage zugreifen. Das verstehe ich, also blieb mir nur eine „einzige“, absurde Notlösung: Die Verwendung einer unleserlich kleinen Schriftgröße, damit alles in das Formfeld passt; Schriftgröße 2. Anbei ein Screenshot des Ergebnisses mit 100% Größenanzeige…
Screenshot PKV-Einheitsantrag Schriftgröße 2

Das Ergebnis ist paradox: Die Allianz erzwingt eine formale Korrektur, die die Qualität des PKV-Antrags drastisch verschlechtert! Der Risikoprüfer muss nun einen unleserlichen Miniatur-Textblock entschlüsseln, anstatt die klar strukturierte, maschinengeschriebene Tabelle der Risikovoranfrage zu nutzen, die ihm bereits vorlag und die „verbindlicher Teil des Antrags“ ist.
Wie ich die Digitalisierung bei PKV kenne, könnten „ausdrucken und scannen“ im Verlaufe der Verarbeitung erfolgen. Dann wäre es gänzlich unleserlich. Es zwingt sich die Frage auf, wie auf Basis solcher Angaben eine VVA-Prüfung zur vorvertraglichen Anzeigepflicht erfolgen soll. Ich wüsste nicht einmal, wie man das leserlich als Hard Copy ans Gericht senden soll?
Es ist ein ein schleches Vorgehen, wenn ein Versicherer der Form vor dem Inhalt den Vorzug gibt. Ein solcher Prozess stellt nicht die Qualität der Risikoprüfung in den Vordergrund, sondern dient lediglich der formalen Abheftbarkeit im System.
Oder in dem Fall vermute ich einen erbärmlich schlechten Parser (Zerteil- und Leseprogramm gem. Wikipedia) der Allianz PKV. Denn wenn ich mir deren Antrag anschaue, fällt auf, dass die eine für Maschinen gut lesbare extra Seite eingebaut habe. Als Ausrede dürfte das aber nicht taugen, weil meine Anträge idR OCR gescannt und damit maschinenlesbar sind…
Screenshot Allianz PKV-Antrag Freifeld

Fazit: Bürokratie, ABM und Formalismen
So produziert die Allianz unnötigen Aufwand sowie vorher nicht gegebene Risiken! Damit wirft dieser Fall ein Schlaglicht (tolles Wort!) auf die Mängel in den Prozessen der privaten Krankenversicherer:
- 1
Doppelte Arbeit: Wertvolle Zeit wird verschwendet, da umfassende Informationen, die bereits in optimaler Form vorliegen, unnötigerweise in ein ungeeignetes Formular kopiert werden müssen.
- 2
Verschlechterung der Qualität: Der formal erzwungene Eintrag in Miniaturschrift erhöht die Wahrscheinlichkeit von Übertragungsfehlern und macht die Prüfung für den Sachbearbeiter unnötig schwer. Die ursprüngliche Transparenz geht verloren.
- 3
Kundenfrustration: Ein Kunde, der sich die Mühe macht, alle Gesundheitsdaten detailliert und ehrlich offenzulegen, wird durch eine sinnlose Formvorschrift frustriert und verärgert.
- 4
Haftungsrisiko: Die gerichtliche rechtliche Verwertung unleserlicher Daten halte ich für schwierig bis hoffnungslos. Daher sollte man derartige Erklärungsnotstände vermeiden!
Für künftige Antragsteller in der PKV bleibt eine bittere Erkenntnis: Selbst die beste Vorbereitung und die transparenteste Risikovoranfrage sind vor der Bürokratie mancher Versicherer nicht sicher!
Es ist dringend an der Zeit, dass Versicherer wie die Allianz die Risikovoranfrage als vollwertiges und primäres Dokument zur Erfassung der Gesundheitsdaten anerkennen, anstatt auf der Zwangsbelegung von ungeeigneten Antragsfeldern mit unleserlicher Schrift zu bestehen.
Ehrrettung der Allianz – Wortloser Pragmatismus
Nach wortgetreuer Befehlsausführung sowie Zurücksendung des Antrags samt u. g. Kommentars, wurde kommentarlos policiert.
Ob die nochmal mit so einem Unsinn ums Eck kommen, sei dahingestellt. Falls ja, werde ich berichten. Da ich die Allianz PKV und deren Tarife mag, ist eine Fortsetzung wahrscheinlich… 😉
Wer eine gute PKV-Beratung sucht oder kollegiale Fragen hat, kann sich bei mir einen Termin (PKV / Altersvorsorge) buchen. Am besten jetzt, denn es kostet nichts extra!
Sind die Anträge der Allianz aus der Hölle? Schon, denn sie sind unnötig aufgebläht und schlecht leserlich. Solches Verhalten macht es nicht besser. Aber ein Glück gibt es Einheitsanträge, um dieses Problem zu umgehen.
Screenshot/Zitat meiner E-Mail (sic!) vom 24.10.2025
Moin!
Ooooookay, wenn die Allianz die Din A4 Seite der RVA im Antrag haben will, sollen sie das bekommen. Wunschgemäß habe ich es eingetragen, nur musste ich es auf Schriftgröße 2 reduzieren, weil es sonst nicht in das viel zu kleine Feld des Antrags gepasst hat…
Die restlichen Korrekturen/Ergänzungen habe ich wunschgemäß eingefügt.
Wollen die uns auch künftig veralbern oder haben die eine pragmatische Lösung für den Platzmangel, z. B. die Akzeptanz der RVA, wie in der Vergangenheit auch? Ich bin nicht einmal böse, denn es ist so dermaßen realitätsfern, dass ich damit für ein paar Lacher bei Social Media sorgen kann. 😉
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