Was taugen Stiftung Warentest & Konsorten?
Frei heraus, obwohl die von mir kritisierten Institute die Beratung durch einen Versicherungsmakler empfehlen:[1] Deren Beiträge sind gefährlich! Es sind oft keine ausgebildeten Fachleute, sondern dedizierte Laien, die sich bestenfalls eingelesen haben.
Die in den verschiedenen Finanzzeitschriften herausgebrachten Tests, Rennlisten sowie Kriterienkataloge sind höchst dürftig, oft auch falsch.[2] Beispiel: Die Stiftung Finanztest empfiehlt die Privatarztwahl aber gleichzeitig nur die Versicherung des Höchstsatzes der GOÄ (3,5x), womit der Zugang zu Spezialisten bzw. Privatkliniken ggf. nicht möglich ist. Wie unter dieser Prämisse nur 3/120 der Tarife gut sein sollen, wird nicht beantwortet.[3] Anderes Beispiel: Die WirtschaftsWoche versucht sich an Rennlisten für das Krankentagegeld. Für die Bestnote müssen stufenweise Wiedereingliederungsmaßnahmen (vgl. Hamburger-Modell)[4] bezahlt werden und die Versicherung muss auf das ordentliche Kündigungsrecht verzichten. Die Württembergische und die Barmenia erhalten in dem Artikel die Bestnoten. Dabei wurde nicht selbst recherchiert, sondern es wurden ungeprüft die Angaben von Morgen & Morgen übernommen,[5] samt der Fehler. Die Barmenia hat keine Regelungen zur Wiedereingliederung im „geprüften“ Tarif.[6] Die Württembergische verzichtet bei GKV-Versicherten nicht auf das Kündigungsrecht.[7]
Selbst in vermeintlichen Fachzeitschriften kommt es zu schweren Patzern, so z. B. bei procontra, die einseitig alle PKV-Tarife vereinheitlich als pauschal besser als die GKV darstellen.
Grafik 204 – Nicht gekennzeichnete Pro-PKV-Werbung der UniVersa[8]
Diese von der UniVersa Versicherung bezahlte Werbung wurde nicht gekennzeichnet und war nur erkennbar, weil der Newsletter-Link einen entsprechenden Verweis hatte. Anbei der Newsletter-Link, wo relevante Teile in fett hervorgehoben sind.
https://www.procontra-online.de/2021/universa/pkv-wissen/themenseite-1121-pkv-wissen-artikel/?tx_news_pi1[news]=15341&tx_news_pi1[controller]=News&tx_news_pi1[action]=detail&tx_news_pi1[month]=11&tx_news_pi1[year]=2021&utm_source=procontra%20Newsletter&utm_campaign=e385e1f098-Newsletter_procontra_KW19-01_COPY_01&utm_medium=email&utm_term=0_f0c7f74b85-e385e1f098-105602713&fbclid=IwAR2Pu4oK8aBvmdXyaXIAJmI-yWzQvug10JF75xw9ETeOF_EQXc6zUV5jGuE
Nach Lektüre dieses Buches dürften Sie ein höheres Wissen haben als die meisten „Finanztester“.
Unabhängig davon kann eine Zeitschrift niemals eine Beratung ersetzen! Weder ist sie vollständig, noch geht sie auf ihren individuellen Einzelfall ein. Auch ist die Aktualität nie gewährleistet, da zwischen Recherche, Redaktion, Lektorat, Formatierung und Print einige Zeit vergeht.
Es fehlen Informationen zum Umfang, vor allem zu den nicht geprüften Kriterien. Die Bewertungsmatrix ist vorgefertigt aus Sicht der Zeitschrift, muss aber nicht Ihren Bedarf widerspiegeln. Außerdem: Die Zeitschrift haftet nicht! Klingt harmlos, ist aber brandgefährlich. Wenn Sie mit dem Testergebnis einer Zeitschrift in eine Agentur laufen und einen bestimmten Tarif kaufen wollen, dann werden Sie diesen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bekommen. Warum sollte der Vertreter einige tausend Euro ablehnen, für die er nicht einmal haften würde, weil er auf Kundenwunsch und Basis der mitgebrachten „Empfehlungen“ den expliziten Wunsch bedient hat?
Spätestens wenn die Finanzzeitschrift Siegel vergibt, wie es z. B. die Stiftung Warentest tut,[9] ist die Seriosität dahin. Unter dem Begriff Silvesterputz versteht man in der Finanzwirtschaft die Optimierung von Produkten, bis sie perfekt in das Prüfschema einer Ratingagentur bzw. Zeitschrift passen, bevor sie der Öffentlichkeit vorgestellt wird.[10] Die Bewertenden verdienen dabei mit dem Verkauf von Gütesiegeln Geld. So befinden Sie sich in einer Zirkellogik, die wenig objektiv sein kann.
Sich informieren ist richtig und wichtig, behalten Sie aber eine gewisse Skepsis. Dies gilt vor allem bei Internetquellen, die oft tendenziös sind, z. B., weil sie als sog. „honeydrop“ auf einer Internetseite versuchen Kundenanfragen – sog. Leads – zu generieren. Oder sie werden durch Werbung von „passenden“ Finanzprodukten gesponsort. So behauptet Finanztip Verbraucherinformationen GmbH z. B. werbefrei zu sein, was eine Lüge ist! Es ist kein gemeinnütziges Unternehmen,[11] sondern als GmbH[12] regulärer Marktteilnehmer mit Gewinnerzielungsabsicht. Finanztip wurde sogar wegen Schleichwerbung sowie unlauterem Wettbewerb abgemahnt[13] und muss die gezielte Verbrauchertäuschung unterlassen.[14] Der BGH hatte eine Revision dagegen nicht zugelassen.[15] Schauen Sie sich zusätzlich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens an, beispielsweise über den deutschen Bundesanzeiger,[16] wo trotz Millionenzuschüssen ein Fehlbetrag von ca. 3,2 Millionen Euro ausgewiesen ist.
Grafik 205 – Jahresabschluss „Finanztip“ vom 2020-03-05 beim Bundesverlag
Wie sieht die offizielle Beschwerde-Statistik aus?
Es ist festzuhalten, dass die Beschwerden im Jahr 2021 vernachlässigbar gering waren. Der mit Abstand größte Teil aller Vorgänge läuft glatt durch.
Name | Bestand | Beschwerden | Beschwerdequote |
BERUFSFEUERWEHR HANN. | 1.298 | 1 | 0,077% |
LANDESKRANKENHILFE | 359.250 | 51 | 0,014% |
AXA KRANKEN | 1.736.364 | 142 | 0,008% |
ALLIANZ PRIV.KV AG | 2.633.787 | 212 | 0,008% |
HALLESCHE KRANKEN | 694.928 | 47 | 0,007% |
INTER KV AG | 384.150 | 22 | 0,006% |
ARAG KRANKEN | 618.834 | 32 | 0,005% |
ALTE OLDENBURGER AG | 161.594 | 7 | 0,004% |
MÃœNCHEN.VEREIN KV | 325.871 | 14 | 0,004% |
PAX-FAMILIENF.KV AG | 164.907 | 7 | 0,004% |
DKV AG | 4.374.468 | 171 | 0,004% |
HUK-COBURG KRANKEN | 1.081.280 | 41 | 0,004% |
UNIVERSA KRANKEN | 361.219 | 13 | 0,004% |
GENERALIE (ehemals CENTRAL KRANKEN) | 1.711.333 | 61 | 0,004% |
SÃœDDEUTSCHE KRANKEN | 657.693 | 23 | 0,003% |
GOTHAER KV AG | 591.523 | 20 | 0,003% |
CONTINENTALE KRANKEN | 1.350.329 | 45 | 0,003% |
BARMENIA KRANKEN | 1.236.014 | 35 | 0,003% |
SIGNAL IDUNA KRANKEN | 2.539.737 | 67 | 0,003% |
LVM KRANKEN | 361.687 | 8 | 0,002% |
HANSEMERKUR KV AG | 1.491.463 | 32 | 0,002% |
BAYERISCHE BEAMTEN K | 1.144.664 | 24 | 0,002% |
NÃœRNBG. KRANKEN | 303.848 | 6 | 0,002% |
ENVIVAS KRANKEN | 410.083 | 6 | 0,001% |
DEBEKA KRANKEN | 4.040.278 | 52 | 0,001% |
ERGO DIREKT KRANKEN | 1.549.415 | 19 | 0,001% |
R+V KRANKEN | 973.768 | 11 | 0,001% |
CONCORDIA KRANKEN | 104.588 | 1 | 0,001% |
UNION KRANKENVERS. | 1.238.728 | 11 | 0,001% |
WÃœRTT. KRANKEN | 403.286 | 2 | 0,000% |
DEVK KRANKENVERS.-AG | 405.429 | 2 | 0,000% |
DFV DEUTSCHE FAM.VERS | k.A. | 4 | X |
EUROPA VERSICHERUNG | k.A. | 1 | X |
Auch in der historischen Betrachtung ergibt sich kein Bild, das einen systematischen Betrug am Versicherten vermuten lässt.
Grafik 206 – Beschwerden beim PKV-Ombudsmann von 2010-2022[17]
Vorsicht vor Finanztip
Ein besonders schlechtes Beispiel ist die Finanztip Verbraucherinformation GmbH, denn diese wird von Steuergeldern subventioniert und verkauft Kundenanfragen – also Sie, werter Leser – an Finanzdienstleister gegen eine Affiliate-Provision. Die Finanztip Verbraucherinformation GmbH tut auf unabhängig, ist es aber nicht! Werfen Sie einen Blick in das Impressum, denn dort geht es der Firma nur um die Enthaftung, in Gelb hervorgehoben. Es soll der Eindruck vermittelt werden, dass neutrale, redaktionelle Inhalte bereitgestellt werden.
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Das ist moralisch höchst verwerflich! Anstatt im Impressum, versteckt diese Firma das Thema Leads in der Datenschutzerklärung. Wenn Sie dieser Folgen, finden Sie ab Punkt 9 diverse Hinweise, dass es Affiliate-Links gibt.[19] Aber konkret zugegeben oder der Höhe nach ausgewiesen – wie es die Finanztip von Finanzdienstleistern fordert – wird es nicht. Nur umschrieben. Das ist feige, denn selbst die sich steigender Beliebtheit erfreuenden[20] sog. Finfluencer, die teils höchst fragwürdige Empfehlungen in Social Media geben,[21] unterliegen einer strengeren Haftung, da sie mittlerweile wachsenden Kennzeichnungspflichten unterliegen.[22]
Vorsicht bei Informationsportalen
Seien Sie vorsichtig, wenn Sie Ihre Daten nicht bei einem Vermittler auf dessen Homepage, sondern bei einem Portal hinterlassen. Diese verkaufen Ihren Datensatz als sogenannten Lead. Da die Käufer aber pro Anfrage bezahlen, besteht eine große Gefahr, dass dieser einen Abschluss auf Biegen und Brechen möglich machen will, um seine vorfinanzierten Lead-Kosten wieder hereinzubekommen. Es besteht auch die Gefahr, dass Ihr Datensatz als sog. Multi-Lead an verschiedene Vermittler verkauft wird, die alle dem gleichen Verkaufsdruck unterliegen. Dann käme Telefonterror hinzu.
Recherchieren Sie selbst im Internet, fragen Sie dann bei einem Berater persönlich über seine Homepage an. So entschärfen Sie den Druck, dass die Lead-Kosten eingeholt werden müssen. Unterschätzen Sie es nicht, denn die PKV-Anfragen kosten ca. 200€ netto pro Lead.[23] Viel Geld für einen Kontakt, der vielleicht nur unverbindlich prüfen wollte. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie für 10.000€/Monat 50 Anfragen kaufen? Wie viel müssen Sie verkaufen, um die Kosten reinzuholen UND einen Gewinn nach Betriebsausgaben und Steuern zu erzielen?
Anbei finden Sie ein Beispiel eines solchen Portals, was sich neutral gibt. Ohne eine qualitative Bewertung abgeben zu wollen, hilft der Blick ins Impressum, wo die Verbindung zu Medieon 24 GmbH ersichtlich wird.[24]