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Versicherungen sind böse! Die bezahlen sowieso nicht! Doas Spoarä kannscht dia spoarä!

Das ist der Tenor, wenn man sich eine tendenziöse Sendung anschaut, die in bester RLT-Manier Quote machen möchte. Dumm nur, wenn es gar nicht bei RTL war, sondern GEZ-finanziert beim ZDF läuft, namentlich bei ZDF WISO in der Sendung vom 02.04.2021. Bei Facebook wurde es wie unten dargestellt:

https://www.zdf.de/verbraucher/wiso

https://www.facebook.com/ZDFwiso/videos/457528649002404/

Schauen wir uns ein paar Video-Marken an…

Systematische Kritiken am Inhalt des Videos

Fachbegriffe werden überbewertet

00:05 Claudia Nistor ist nicht Versicherungs-Expertin, sondern Versicherungsberater, ein Rechtsdienstleister aus dem Versicherungsbereich. Das ist später noch wichtig!

 

Taktieren und Individualvereinbarungen zum Kundennachteil?

00:15 Versicherungen würden taktieren und versuchen auf Einmalangebote zu pochen, weil man damit Kunden übervorteilen könnte. Das ist theoretisch richtig. In der Praxis aber nicht, weil Richter und Gesetzgeber das schon lange erkannt, sowie gelöst haben. Den sogenannten Individualvereinbarungen (und dem befristeten Anerkenntnis) werden sehr hohe Hürden auferlegt, da sie vorher wegen der Informations-Asymmetrie fast ausschließlich zum Nachteil der Versicherungsnehmer ausgelegt werden. Daher ist es eben nicht mehr gängige Praxis, denn jetzt werden sie zum Nachteil der Versicherung ausgelegt.

Bangen und Beten für die BU-Rente

00:30 Die Einzelhandelskauffrau hofft auf BU-Rente. Legitim.

Wie alles begann – Der Leidensweg der Frau. R.

00:54 Versetzung in einer neuen Filiale lösen die Probleme aus. Die Probleme halte ich für echt. Frau Rothenburg, die Protagonisten des Beitrags, ist „eine arme Sau“, denn sie wird das Opfer von fiesem Mobbing, mit all der üblen Konsequenzen für Geist und Seele. Es tut mir leid für sie, denn niemand sollte sowas erleben!

Nennt mich gemein, aber für solche Probleme gibt es Rechtsschutzversicherungen, Betriebsräte oder Gewerkschaften. Der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung als Ergänzung zur BU-Versicherung ergibt Sinn! Wem das zu teuer ist, der kann spezielle Ausschnitts Deckungen kaufen, die ca. 120€ pa kosten und Probleme mit der BU zahlen. Bei manchen Vermittlern ist auch ein Rechtsanwalts-Service Teil des Leistungspakets. Augen auf beim Eierkauf!

Problemverschärfung durch uneinsichtigen Arbeitgeber

01:22 Die Versetzung in eine andere Filiale wird abgelehnt. Der Arbeitgeber ist in diesem Fall scheiße, mag aber ggf. seine Gründe haben. Ca. sechs Monate quält sie sich durch die Arbeit, bis der Zusammenbruch kommt. Tut mir leid für sie. Wer mal mit ausgebrannten Menschen zu tun hatte, weiß dass es in 99% der Fälle eben nicht gespielt ist, sondern echtes Leiden darstellt.

Diagnose Depression – Nur welche?

01:47 Feststellung von Depressionen, deren Auslöser Mobbing am Arbeitsplatz war. Das ist später enorm wichtig, da es beweist, dass hier journalistisch versagt wurde.

Falsche Bewertung durch WISO

01:56 Laut Wiso könne sie deshalb nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten. Und genau das ist falsch! Da nutzt es auch nichts, dass bei 02:00 die Berufsunfähigkeitsversicherung der Nürnberger erwähnt wird. Nach der bisherigen Schilderung ist diese nämlich nicht zuständig, da die Sachlage ein Fall für das Krankengeld (gesetzlich) bzw. Krankentagegeld (privat) ist. Das haben der BGH sowie ein LSG entschieden.

Das wäre die korrekte Bewertung von Mobbing am Arbeitsplatz

Laut BGH (Az. IV ZR 137/10) und LSG Hessen (Az. L 3 U 199/11) ist ein Versicherungsfall gemäß § 1 II S1 MB/KT, da eine „konfliktbedingte Arbeitsplatzunfähigkeit“ vorliegt!

Im vorliegenden Fall wird von WISO sogar zugegeben, dass die Versetzung in die neue Filiale der auslösende Grund war.

Depressionen sind eine unspezifische Aussage! Es gibt depressive Episoden sowie die chronische Krankheit. Dazu gibt es verschiedene ICD-10 Codierungen. Für den Leistungsfall ist dieser Unterschied kriegsentscheidend, wird hier aber unter den Teppich gekehrt.

Warum eine Ablehnung nach zehn Monaten, weswegen?

02:15 Die BU-Rente wurde abgelehnt, nach zehn Monaten Bearbeitung. Wichtig wäre hier zu wissen warum? Warum wurde abgelehnt? Warum hat es so lange gedauert? In der Regel, weil Unterlagen fehlen.

Fiese Bemerkung: Das Krankentagegeld hätte sofort gezahlt, denn der „gelbe Schein“ genügt als Nachweis. Das gehört zu jeder guten Berufsunfähigkeitsversicherung auch dazu! Die guten Tarife leisten nahtlos zur BU! Krankengeld kostet übrigens nur einen Bruchteil dessen, was eine BU kostet und wird deshalb oft vergessen, weil aufwendig bei schlechter Provision.

Die Versicherung ist wahrscheinlich im Recht!

02:30 Die Ablehnung der Nürnberger scheint korrekt. Hier muss ich mutmaßen, da mir nicht der komplette Text vorliegt. Aber die Formulierung „grundsätzlich“ lässt erkennen, dass es um den o. g. Sachverhalt mit dem Krankengeld geht.

Die größere Schweinerei ist – und hier hat die Versicherungswirtschaft wirklich versagt – welches blöde Arschloch hat der Frau 800€ BU-Rente verkauft? Profis nennen sowas eine Hartz-IV-Vermeidungspolice, denn davon kann keiner Leben, geschweige denn noch die Altersvorsorge und eine Krankenversicherung bezahlen, während man zur Miete wohnt und ein Auto hat. Sowas darf nicht passieren! Hier hat der Vermittler bzw. haben die Vermittler versagt. Dieser Punkt gehört an den Pranger!

Kulanz ist neuerdings ein Skandal

02:46 Die Nürnberger bietet 4.000€ Einmalzahlung an. Was für ein Skandal! Oder etwa nicht? Im zehnten Monat bietet die Nürnberger eine Kulanzzahlung an. Teile ich 4.000€ durch fünf Monate, lässt sich ableiten, dass die Nürnberger den 6. bis 10 Monat als Grundlage für eine fiktive Berufsunfähigkeitsrente zu Grunde legten. Möglicherweise gab es auch andere Gründe, wir wissen es nicht.

Das ist nicht riesig viel, für jemanden ohne Anspruch aber durchaus nicht schlecht.

WISO-Aussage passt nicht zum Sachverhalt

02:53 Der Beruf könne wegen der Erkrankung langfristig nicht mehr ausgeübt werden. Und genau hier ist der Denkfehler. Das passt nicht zum anfänglichen Sachverhalt! Wenn es an der Filiale lag, dann könnte durch Filialwechsel oder Kündigung das Problem beseitig werden. Hier fehlen maßgebliche Informationen!

Aussagen der Rechtsanwältin nicht belegt sowie im Widerspruch zu Audits

03:00 ff die Rechtsanwältin Hüller, die mit Klagen gegen Versicherungen ihren Unterhalt bestreitet, spricht von systematischem Abzocken der Versicherten. Sie erwähnt nie bei welcher Versicherung sie war, denn ob die Aussagen bewiesen werden können, weiß ich nicht.

Deren Zahlen zur BU-Leistungsfallregulierung passen nicht ansatzweise zu dem systematischen Ablehnen. Verschiedene Firmen führen Audits durch, bei denen konkrete Leistungsfallzahlen geprüft werden. Beispielsweise die Firma Franke & Bornberg, die tausende von echten Leistungsfällen mit Überraschungs-Stichproben bei den Versicherungen untersucht.

Hier ist klar erkennbar, dass die Streitfälle/Ablehnungen nur ca. ¼ der Fälle ausmachen. Und diesen Wert kann der Verbraucher minimieren, wenn er die richtigen Berater und Tarife wählt!

Es passt nicht zu den Pflicht-Angaben der Versicherungen gemäß Rechenschaftsbericht. Es ist schlicht unglaubhaft, dass ein einzelner Sachbearbeiter 600 Fälle im Jahre bearbeiten soll. Das geht zeitlich nicht und passt nicht zu den BU-Verträgen im Bestand. Einige Versicherungen haben nicht einmal so viele Leistungsanträge im Jahr!

Korrekter Ratschlag: Leistungsanträge nur mit einem Profi ausfüllen!

04:14 Hier wird etwas Wichtiges korrekt erwähnt. Laien sind mit der komplexen Antragsstellung überfordert und benötigen Hilfe, denn es geht um Details. Wer das allein macht, ist ein Idiot!

Der Experte hat viel weniger Aufgaben des Leistungsantrags als die Branche

04:45 Hier wird gesagt, dass bis zu 15% aufgeben, weil sie nicht die Kraft haben es zu Ende zu führen. Das ist insofern spannend, als dass Zahlen von Ratingagenturen die fehlende Mitwirkung noch höher einstufen. Kein wichtiger Fakt, jedoch auffällig.

Was ist die durchschnittliche Dauer für BU-Leistungsfallanträge?

05:35 110 Tage im Schnitt für eine Entscheidung sowie 10 Tage im Schnitt, wenn alle Unterlagen vorliegen, klingt plausibel. Es gibt Fälle die schneller gehen, als auch solche die länger dauern.

Ich hatte zwei schnelle Fälle in der Praxis:

Strahlen-Physiker mit Leukämie – Zusage der AXA binnen zwei Wochen ab Erstantragsstellung

Einzelhandelskaufmann mit Autounfall und partieller Lähmung – Zusage der Continentale binnen zwei Monaten ab Erstantragsstellung

Ich hatte leider auch einen schlechten Fall:

Mediengestalterin Bild- und Ton – Zusage der Alte Leipziger nach zehn Monaten, weil die Dame zwischenzeitlich den Beruf gewechselt hatte und wegen Elternzeit in Teilzeit ging

Was ist der eigentliche Skandal!?

06:30 Frau Rothenburg bekommt Geld, dank Hilfe der eingangs erwähnten Versicherungsberaterin, die gegen Entgelt zu ihrem Recht verholfen hat. Man könnte auch fies fragen warum man es erst auf eigene Faust versucht, statt Profis zu engagieren. Um Geld zu sparen?

Das größere Problem ist ein anderes und es macht den Artikel unglaubhaft. Wo kommen die 41.000€ bitte her? Bei 800€/Monat und zehn Monaten Rechtsstreit, komme ich nicht ansatzweise auf diese Summe. Dass der Rechtsstreit über vier Jahre gedauert haben soll, glaube ich aber auch nicht, denn das hätte man im Artikel groß erwähnt. Waren es zwei Fälle? Was ist passiert? Welche Fakten fehlen!

Sie erhält außerdem eine monatliche Rente. Das heißt, dass es ein anderer Sachverhalt ist, als eingangs beschrieben. Es kann keine reine arbeitsplatzbedingte Konfliktunfähigkeit sein, welche temporär wäre, sondern es muss mehr vorliegen, das auch beim abermals neuen Arbeitsplatz aufgetreten ist. Entweder ist die Eingangsschilderung falsch oder hier werden massiv relevante Informationen vorenthalten bzw. sinnverzerrend dargestellt!

Ist die Versicherung unschuldig?

Ohne die Unterlagen zu sehen, kann nur eine vermutete Mutmaßung erfolgen. Aus der Schilderung bin ich gewillt zu folgern, dass hier nicht die Versicherung der alleinige Buhmann ist. Hier gab es – leider – eine Verkettung unglücklicher Umstände, die zu einem echten Nagelbeißer geführt haben.

Wie verhindere ich so ein Desaster?

Durch die richtigen Berater, der ich nicht bin, weil ich keine Berufsunfähigkeitsversicherungen vermittle. Das macht mein Kollege Torsten Breitag, der fachlich unter den Top 3 in Deutschland zum Thema Berufsunfähigkeit ist. Der ist aber gerade Papa geworden, weshalb er manchmal Fälle an Guido Lehberg abgibt, er ebenfalls Spezialist auf dem Gebiet ist und ebenfalls einen aktuellen Artikel zu dem Thema geschrieben habe, aus der Sicht eines BU-Profis.

Update vom 20.04.2021: Mein Kollege Sven Hennig, seines Zeichens Spezialist für private Krankenversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherungen, hat sich auch zu Wort gemeldet, indem er zum WISO Beitrag mitsamt seiner Fehler Stellung bezieht.

Generell nicht nur ein sympathischer Kollege, sondern auch einer, dessen Blog zu lesen sich lohnt!

Für den Leistungsfall sollte man Profis einschalten. Am besten solche, welche nicht nur nach Erfolg bezahlt werden, denn diese tendieren dazu sich nur die lukrativen Fälle rauszusuchen. Die lukrativen Fälle könnte man aber meist auch selbst lösen. ;)

Das Krankentagegeld gehört zu jeder Arbeitskraftabsicherung dazu!

Wenn sauber beraten, sowie ohne VVA beantragt wird und im Leistungsfall ein Profi da ist, dann funktioniert das auch mit der BU-Rente. Und das Krankentagegeld nicht vergessen, denn es gehört dazu. Das ist mein Part, weil es unter „Krankenversicherung“ fällt! Hier kannst Du Beratung von bekommen!

Tipp: Eine Rechtsschutzversicherung hilft immer, wenn es um teure Rechtsstreitigkeiten geht. Und bei der Berufsunfähigkeitsversicherung geht es um deine Existenz, die hochgerechnet Millionen ausmachen kann.

Aber warum braucht man ein Krankentagegeld?

Bist Du tot im Kopf? Weil manchmal Dinge schiefgehen, Du aber Geld brauchst! Das Krankentagegeld zahlt schnell und unkompliziert, womit es die Zeit bis zur BU überbrückt. Hier noch fachliche Ausführungen, die aus meinem Buch zitiert ist:

Sie können arbeitsunfähig aber nicht berufsunfähig sein. Lange Krankschreibungen erleben Sie bei Krebs, Herzinfarkt, Diabetes, nach Unfällen, zur Rehabilitation oder aufgrund von Überanstrengung.

Oft kann auch erst nach einigen Monaten eine längere Berufsunfähigkeit festgestellt werden, Einkommenseinbußen haben Sie aber früher, oft schon ab der 7. Woche! Sie können nur Krankengeld oder Berufsunfähigkeitsrente bekommen, nicht beides (OLG Karlsruhe am 06.07.2006 mit Az. 12 U 89/06), darum benötigen Sie beides! Sollten Sie doch beides bezogen haben, dann kann die gesetzliche Krankengeldkasse sowie der private Krankentagegeldversicherer Regress nehmen.

Während Sie eine Berufsunfähigkeitsrente oder eine Erwerbsminderungsrente beziehen können Sie Ihr Krankentagegeld in eine sog. Anwartschaft verwandeln. D. h. Sie zahlen einen deutlich kleineren Beitrag als bisher und der Schutz ruht, bis Sie wieder arbeiten können, was mit einer neuen Beitragspflicht einher geht.

Mecker ich nur oder habe ich WISO eine Chance gegeben?

Ich habe es bei Facebook kommentiert. Aber die reagieren nicht, wie immer. Also schreiben wir Artikel, um Verbraucher zu informieren. Ich hoffe, dass es dir helfen konnte?

ZDF WISO Facebook Kommentar

ZDF WISO Facebook Kommentar

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About the Author: Walter "Benzinfass" Benda
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