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Warum steigen die Beiträge ungleichmäßig?
Die Einflussfaktoren sind nicht konstant und niemand kennt die Zukunft. Darüber hinaus gibt es Schwellenwerte, ab denen eine Beitragsanpassung erfolgen kann bzw. muss. Ab 5% Anpassungsbedarf (= auslösender Faktor Sterblichkeit) kann die Versicherung die Prämie anpassen,[1] ab 10% (= auslösender Faktor Kosten) muss sie anpassen.[2] Damit sind die auslösenden Faktoren (kurz AF) ein Signal zur Überprüfung. Diese Faktoren werden leider isoliert auf Einzeljahresbasis betrachtet, statt multiplikativ, obwohl es für gleichmäßig steigende Prämien zielführend wäre den kombinierten Faktor als dritten auslösenden Faktor einzuführen.[3] Beispiel: Wenn die Sterblichkeit +4,9% und die Kosten +9,9% wären, läge die Summe bei 15,3% Kostensteigerung, die aber nicht durch die auslösenden Faktoren auf die Prämie umlegbar wären.[4] Das kann zu einem Sanierungsstau führen, wie das u. g. Bildbeispiel verdeutlicht:
Grafik – Sanierungsstau bei BAP der PKV
Bei einem Sanierungsstau bestünde zwar ein Anpassungsbedarf, weil die Kosten real nach oben abweichen, aufgrund aufsichtsrechtlicher Regeln darf die PKV aber noch nicht anpassen. Erst wenn ein Schwellenwert gerissen ist, kann eine Anpassung erfolgen, die dann umso heftiger kommen kann. Die Aussage, dass ein Tarif viele Jahre keine Anpassungen hatte, ist deshalb eher ein Warnsignal, denn als Qualitätsmerkmal zu verstehen.[5] Im Bildbeispiel wurden vier Jahre lang erhöhte Kosten produziert, die wg. Unterschreitung der Kann-Grenze aber nicht umlagefähig im Sinne einer BAP waren. Erst als im 5. Beispieljahr die Muss-Grenze gerissen wurde, erfolgte eine entsprechend hohe Anpassung.
Oft bemühen sich die Versicherungen um Abfederung der Spitzen, da jede BAP den potenziellen Abgang von gesunden Versicherungsnehmern zur Konkurrenz bedeuten könnte. Sie überbrücken diese Lücken aber nur aus Eigenmitteln.
D. h. in der Praxis steigt die PKV ungleichmäßig stark. Das ist ärgerlich, zumal die Deutsche Aktuar Vereinigung seit Jahren auf das Problem aufmerksam macht, Lösungsvorschläge bereithaltend.[6] Dies führt dazu, dass kleine Kostensteigerungen Fehlbeträge (rot) auslösen, weil sie noch nicht via BAP umgelegt werden dürfen. Wenn dann eine Beitragsanpassung erlaubt ist, wird ein Risikopuffer (grün) einkalkuliert, womit der Beitrag über den realen Kosten liegt. Dies wiederholt sich ständig.
Sinnvoll wären beispielsweise die Senkung des Schwellenwerts AF-Schaden auf 5% (statt 10%), das Hinzufügen des AF-Zins, um dem geänderten Zinsniveau Rechnung zu tragen, sowie die Erlaubnis eigene Sterbetafeln, statt der BaFin-Sterbetafeln zum Vergleich hinzuziehen zu dürfen.[7] Lösungen ohne Gehör bei der Politik.
Leider versuchen die PKVU durch die Hintertüre Verschlechterungen einzuführen. So wird bspw. vorgeschlagen, dass man die limitierenden Mittel länger strecken soll oder bei internen Tarifwechseln weniger Rückstellungen anrechnen sollte, weil so die BAP gleichmäßiger sowie geringer würden.[8] Das stimmt, ist für den Verbraucher aber in Summe teurer als bisher und somit ein Handel mit Zitronen.
Die positive Nachricht ist, nach einer starken BAP ist oft für einige Jahre Ruhe.
Bsp. Sanierungsstau bzw. Unterkalkulation im externen Vergleich
Eine Unterkalkulation bzw. ein Sanierungsstau sind schwer erkennbar, weil die notwendigen Parameter nicht offengelegt werden. Somit kann nur aus Erfahrungen sowie über Approximation ein begründeter Verdacht aufgestellt werden, der im Vergleich den unternehmensinternen sowie externen Tarifen erfolgt.
Unter Berücksichtigung der Empfehlungen aus diesem Buch, ergibt sich ein Profil, dem die ARAG-Tarife bei einem 1990 geborenen Arbeitnehmer quantitativ wie u. g. dargestellt aussehen. Die beiden relevanten Tarife sind blau markiert. Auffällig ist, dass die alten Tarife aus den 70er Jahren (z. B. Modultarif 202 220 549; Auflage 1978) einen geringeren quantitativen Leistungsumfang haben aber gleichzeitig mehr kosten, also die neuen Tarife (z. B. Kompakttarif MedBest 300, Auflage 2019).
Grafik – L9 Version 5289 ARAG-Tarifliste Arbeitnehmer 1990er vom 14.05.2021
Auch eine rückgerechnete Betrachtung, die gesetzliche vorgeschrieben ist, falls keine historischen Werte existieren, gibt Grund zur Warnung. Dort ist ebenfalls keine Steigerung zu verzeichnen. Aber es ist unmöglich, dass eine PKV keine Kostensteigerungen über zehn Jahre hat.
Grafik – L9 Version 5289 ARAG-Neu Tarif 14.05.2021 (modifizierter Screenshot)
Aus dieser Kombination lässt sich ableiten, dass der Tarif unterkalkuliert ist und ein immanenter Sanierungsstau vorliegt. Auf mittlere und lange Sicht muss er preislich mindestens auf dem gleichen Preisniveau liegen wie seine Konkurrenztarife, tendenziell höher. Niemand kann sagen wann und in welcher Höhe die Anpassung erfolgt, nur dass sie erfolgen wird.
Für o. g. Arbeitnehmer ergibt sich mit o. g. Profil dieser Peergroup-Vergleich.
Der Gesamtbeitrag ist der Beitrag für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Der AN-Anteil betrachtet nur den Arbeitnehmer-Beitrag. Der Effektivbeitrag ist der Arbeitnehmeranteil inklusive der auf den Monat umgelegten Selbstbeteiligung. Sie erkennen, dass die ARAG überall der günstigste Anbieter sein soll, obwohl andere Tarife einen geringeren quantitativen Leistungsumfang haben. Das kann nicht dauerhaft funktionieren! Denken Sie an Selektionseffekte, Wartezeiteffekte, Basiseffekte und andere mathematische Tricks aus dem Kapitel Kalkulationsgrundlagen, die erklären, wie eine PKVU diese magischen „Beitragswunder“ kurzfristig darstellen kann.
Bsp. Sanierungsstau bzw. Unterkalkulation im internen Vergleich
Auch innerhalb der gleichen PKV können Ineffizienzen erkannt werden. Betrachten Sie dazu zwei Tarife der SDK für den 1990 geborenen Arbeitnehmer. Bis auf die Selbstbeteiligung sind diese identisch. Jedoch liegt der Gesamtbeitrag über 100€/Monat auseinander, obwohl die Selbstbeteiligung nur 40€/Monat ausmacht. Das bedeutet, dass der günstigere Tarif (in diesem Fall mit der Selbstbeteiligung) zu günstig ist und Anpassungen auf das teurere Niveau erfolgen werden. Bei derartigen Beitragsunterschieden innerhalb der gleichen PKV sollten Sie ebenfalls die schlechtere Prämie als realistisch betrachten.
Grafik – L9 Version 5289 SDK-Tarife vom 14.05.2021
Im o. g. Beispiel ist davon auszugehen, dass die Prämie des Tarifs mit Selbstbehalt auf lange Sicht gleich oder sogar höher der Prämie ohne Selbstbeteiligung liegt. Details finden Sie im Kapitel Kalkulationsgrundlagen sowie bei den Mythen zur PKV.
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Quellen
[1] §155 IV VAG Prämienänderungen https://www.gesetze-im-internet.de/vag_2016/__155.html
[2] §155 III VAG Prämienänderungen https://www.gesetze-im-internet.de/vag_2016/__155.html
[3] 2015-04 DAV Aktuar Aktuell – Ausgabe 29 S. 8 & 9 – Die aktuelle Beitragsanpassungsklausel in der PKV -Wirkungsweise, Problemfelder und Lösungsansätze https://aktuar.de/politik-und-presse/aktuar-aktuell/Documents/Aktuar_Aktuell_Nr_29.pdf
[4] 2018-03 DAV Aktuar Aktuell – Ausgabe 41 S. 10 & 11 – Im Interesse des Kunden: Beitragssprünge in der PKV reduzieren https://aktuar.de/politik-und-presse/aktuar-aktuell/Documents/Aktuar%20Aktuell%20Nr.41.pdf
[5] 2020-11-21 Handelsblatt – Beitragshammer für Privatversicherte: Wie ein sprunghafter Anstieg der Prämien verhindert werden könnte https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/krankenversicherung-beitragshammer-fuer-privatversicherte-wie-ein-sprunghafter-anstieg-der-praemien-verhindert-werden-koennte/26642990.html?ticket=ST-1170670-RfeVs2ZjWN3lfhuoHhw7-ap4
[6] 2018-03-23 procontra online – PKV: So könnten Beitragssprünge vermieden werden https://www.procontra-online.de/artikel/date/2018/03/pkv-so-koennten-beitragsspruenge-vermieden-werden/
[7] 2015-04 DAV Aktuar Aktuell 29 S. 9 – Die aktuelle Beitragsanpassungsklausel in der PKV -Wirkungsweise, Problemfelder und Lösungsansätze
[8] 2021-12-14 Versicherungswirtschaft heute – Aktuare schreiben am PKV-System https://versicherungswirtschaft-heute.de/unternehmen-und-management/2021-12-14/aktuare-schrauben-am-pkv-system/