Alterungsrückstellungen: Beitragsentlastungstarif

Alle Kunden einer PKV sollten die zusätzlich verfügbaren Beitragsentlastungs-Bausteine (BE) einkaufen, zumindest aber deren Rentabilität prüfen. Es sind steueroptimierte Sparbausteine, die später zur „steuerfreien“ Auszahlungen gelangen, indem Sie im Rentenalter den Beitrag zur Krankenversicherung senken.

Als Kalkulationsgrundlage dient der interne Höchstrechnungszins, der bei der Krankenversicherung bis zu 3,5% betragen darf. Er muss langfristig finanzierbar sein, egal wie er sich intern aus Überzins & Co zusammensetzt.[1] Aufgrund des Niedrigzinsniveaus haben viele Gesellschaften den Zins gesenkt, teils auf 1,0%. Wenn das Zinsniveau sich erholt, wird auch dieser Wert rollierend angepasst. Dieser Zins wird auch für die Beitragsentlastungs-Tarife verwendet. Das heißt aktuell sind die Tarife nicht so lukrativ wie vor einigen Jahren, werden sich aber wieder anpassen. Weniger lukrativ bedeutet aber nicht, dass sie nicht lukrativ sind. Es gibt lukrative Angebote, gerade für Arbeitnehmer, wie die Verbraucherzentrale Hamburg erklärt, die zur Prüfung rät.[2] Es kommt auf den Einzelfall an.

Angestellte erhalten einen Zuschuss vom Arbeitgeber, bis zum Höchstbeitrag der gesetzlichen Krankenkasse. Alle Kunden können den BE-Baustein in gleicher Höhe wie Ihre Krankenversicherung bei der Steuer absetzen,[3] da er untrennbarer Teil der Krankenversicherung ist. In gleicher Höhe heißt in Höhe der Basisabsicherung,[4] was meist um die 80% steuerliche Absetzbarkeit für leistungsstarke Tarife bedeutet und bis zu 98% bei leistungsschwachen Tarifen.

Und die Auszahlung erfolgt „steuerfrei“, da es intern bei der Krankenversicherung verrechnet wird! Allerdings muss der Beitrag ein Leben lang weitergezahlt werden, d. h. die Reduktion ist der Unterschied zw. der ausgewiesen Ersparnis und dem lebenslang fortzuführenden BE-Baustein abzüglich der anteiligen Steuererstattung.

Wenn der AG-Zuschuss noch nicht ausgeschöpft ist, sollte es durch die BE-Tarife erfolgen! Die garantierte Rendite unter Berücksichtigung der Steuereffekte dürfte ohne Risiko auf dem freien Kapitalmarkt zurzeit nicht erzielbar sein.

Selbst ohne Arbeitgeber-Zuschuss handelt es sich um eine steuerlich absetzbare Anlage, deren garantierter Zins höher ist als bei den meisten Rentenversicherungen, die zzt. auf dem freien Markt eingekauft werden können. Die BE-Tarife lohnen für fast alle Versicherten! Eine exakte Berechnung kann nur die Versicherung vornehmen. Berater können, wie auch Internetrechner,[5] meist nur eine näherungsweise Berechnung liefern.

Unten finden einen typischen Beitragsverlauf eines BE-Tarifs:

Grafik  – Funktionsweise Beitragsentlastungstarif

Dies kann wie im folgenden Bildbeispiel der ARAG sein, deren Kundin 84,60/Monat zahlt um ab dem 67. Lebensjahr eine Entlastung von 300,00€/Monat zu erhalten.

Grafik  – Beispielhafte Beitragsentlastungstarife der ARAG

Diese Kundin zahlt 84,60€, wovon der Arbeitgeber 42,30€ übernimmt. Dafür bekommt Sie ab dem 67. Lebensjahr eine Netto-Entlastung von 215,40€/Monat. Bedenken Sie, dass zwar formal 300,00€ Entlastungsbetrag gezahlt werden aber auch der Beitrag iHv 84,60€ muss ein Leben lang entrichtet werden, so dass die Nettobelastung kleiner ist. Effektiv zahlt die Kundin 42,30€/Monat, die sie von der Steuer absetzen kann um eine garantierte Netto-Entlastung in Höhe von 215,40€/Monat zu erhalten. Wird ein Grenzsteuersatz von 45% bei 80% Absetzbarkeit des Beitrags unterstellt, so zahlt die Person nach AG-Zuschuss und Steuern 27,07€/Monat für eine lebenslange Entlastung von 245,86€/Monat nach Steuern.

Beitragsentlastungstarif Beispiel Ärztin, 29 Jahre

Anbei ein Beispiel einer Ärztin in der Barmenia PKV, die einen Beitragsentlastungstarif eingekauft hat.

Grafik  – Barmenia Arzttarif inkl. Beitragsentlastung

Unter Berücksichtigung von Steuer & Arbeitgeberzuschuss ergab sich für 2020 das u. g. Bild.

Anbieter GKV 2020 Barmenia
Beiträge    
Basisbeitrag ohne AR (Ausbildungstarif) ex Bausteine

899,78 €

333,89 €

Basisbeitrag mit AR (Normaltarif) ex Bausteine

–   €

663,32 €

Anteiliger Ansparbeitrag AR

–   €

329,43 €

Bruttobeitrag plus Bausteine

899,78 €

862,32 €

AG-Zuschuss

449,89 €

431,16 €

AN-Eigenbeitrag

449,89 €

431,16 €

Steuererstattung
Steuerlich abzugsfähiger Anteil

96%

81%

Grenzsteuersatz

45%

45%

https://www.bmf-steuerrechner.de/ekst/eingabeformekst.xhtml
Steuererstattung

194,35 €

157,16 €

AN-Nettobeitrag nach Steuern

255,54 €

274,00 €

Mehrbeitrag gegenüber Krankenkasse

–   €

–          18,47 €

Beitragsentlastungs-Tarif    
Kosten BE-Tarif

–   €

199,00 €

Erworbene Reduktion durch BE-Tarife

–   €

663,32 €

Wirkungsgrad BE pro 1€ Kapitaleinsatz

–   €

3,33 €

Steuerlich abzugsfähiger Anteil Rentner (Wegfall Krankengeld)

100%

85%

Grenzsteuersatz Rentner

35%

35%

Steuererstattung BE-Tarif Rentner

 –   €

59,20 €

Effektive Reduktion BE im Alter nach Steuern

 –   €

523,52 €

Amortisation    
Mehrbeitrag (ohne Zinsen)

–   8.420,53 €

Amortisationszeit der BE in Jahren

                    1,3

Kumulierter Mehrertrag (unverzinst)
Mehrertrag nach 05 Jahren (ohne Zinsen)              22.990,82 €
Mehrertrag nach 10 Jahren (ohne Zinsen)              54.402,17 €
Mehrertrag nach 15 Jahren (ohne Zinsen)              85.813,52 €
Mehrertrag nach 20 Jahren (ohne Zinsen)            117.224,87 €
Mehrertrag nach 25 Jahren (ohne Zinsen)            148.636,22 €

Diese 29 Jahre alte Kundin braucht nur 1,3 Jahre, bis die Mehrbeiträge durch die BE-Tarife „verdient“ sind. Oder anders ausgedrückt: Sie müsste eine alternative Anlage finden, die für 18,47€/Monat eine sichere Rente nach Steuern in Höhe von 523,52€ einbringt. Hier ist noch nicht berücksichtigt, dass Kranken-Zusatzversicherung mit verglichen werden müssten, weil die PKV mehr leistet. Dann kostet die GKV sogar mehr!

Beitragsentlastungstarif Beispiel Arbeitnehmer, 38 Jahre

Die Ärztin ist ein extremes Beispiel, aber selbst die „schwachen“ Beispiele lohnen sich oft. Unten finden Sie einen 38 Jahre alten Mann im Normaltarif der Inter Krankenversicherung.

Anbieter

GKV 2021

Inter

Beiträge    
Basisbeitrag ohne AR (Ausbildungstarif) ex Bausteine

928,00 €

256,01 €

Basisbeitrag mit AR (Normaltarif) ex Bausteine

–   €

522,47 €

Anteiliger Ansparbeitrag AR

–   €

266,46 €

Bruttobeitrag plus Bausteine

928,00 €

925,09 €

AG-Zuschuss

464,00 €

462,55 €

AN-Eigenbeitrag

464,00 €

462,55 €

Steuererstattung
Steuerlich abzugsfähiger Anteil

96%

81%

Grenzsteuersatz

45%

45%

https://www.bmf-steuerrechner.de/ekst/eingabeformekst.xhtml
Steuererstattung

200,45 €

168,60 €

AN-Nettobeitrag nach Steuern

263,55 €

293,95 €

Mehrbeitrag gegenüber Krankenkasse

–   €

–             30,40 €

Beitragsentlastungs-Tarif    
Kosten BE-Tarif

–   €

251,72 €

Erworbene Reduktion durch BE-Tarife

–   €

485,00 €

Wirkungsgrad BE pro 1€ Kapitaleinsatz

–   €

1,93 €

Steuerlich abzugsfähiger Anteil Rentner (Wegfall Krankengeld)

100%

85%

Grenzsteuersatz Rentner

35%

35%

Steuererstattung BE-Tarif Rentner

–   €

74,89 €

Effektive Reduktion BE im Alter nach Steuern

–   €

308,17 €

Amortisation    
Mehrbeitrag (ohne Zinsen)

– 13.860,28 €

Amortisationszeit der BE in Jahren

                    3,7

Kumulierter Mehrertrag (unverzinst)
Mehrertrag nach 05 Jahren (ohne Zinsen)                 4.629,72 €
Mehrertrag nach 10 Jahren (ohne Zinsen)              23.119,73 €
Mehrertrag nach 15 Jahren (ohne Zinsen)              41.609,73 €
Mehrertrag nach 20 Jahren (ohne Zinsen)              60.099,73 €
Mehrertrag nach 25 Jahren (ohne Zinsen)              78.589,73 €

Dieser Kunde benötigt 3,7 Jahre, bis sein Investment sich auszahlt. Verglichen mit einer Rentenversicherung sehr gut, zumal er alternativ eine Anlage finden müsste, wo er für 30,40€/Monat eine sichere Rente nach Steuern von 308,17€ bekommen müsste. Der doppelte Rendite-Hebel durch Arbeitgeber-Zuschuss und Steuervorteil wirkt!

Beitragsentlastungstarif Vergleich mit Steuern sowie Zusatz-Krankenversicherung

Um einen korrekten Vergleich zu ermöglichen, müssen Sie die Prämien inklusive der Kosten einer stationären sowie dentalen Zusatzversicherung vergleichen. Auf die ambulante Versicherung kann verzichtet werden, wenn unterstellt würde, dass nur GKV-Leistungen konsumiert werden.

Nach Steuern und mit Berücksichtigung der Zusatzversicherung ist die PKV bis ca. Mitte 40 bei einer Normalannahme fast immer günstiger. Anbei dazu ein Beispiel, welcher das Prinzip verdeutlicht:

Grafik  – Vergleich Beitragsentlastung nach Steuern ohne sowie mit Zusatzversicherungen

Der o. g. Kunde zahlt nach Steuern theoretisch 30€ mehr als bei der GKV. Berücksichtigt werden müssen aber Zusatzversicherungen für ca. 70€, damit ein gleiches Leistungsniveau verglichen wird. Dann ist die PKV die günstigere Lösung, wie in den meisten Fällen bis ca. Mitte 40.

Sie können folgende Faustformel festhalten: Der Kassenhöchstbeitrag ist kein valider Anker-Beitrag!

Beitragsentlastungstarif Beispiel Einmalzahlung

Einzelne Gesellschaften bieten auch die Beitragsentlastung gegen Einmalzahlung an, wie im u. g. Beispiel der Allianz-Bestandsaktion vom 06.10.2020.

Grafik  – Bestandsaktion APKV, BE gegen Einmalzahlung

Der sichere Zins einer vergleichenden Kapitalanlage müsste mindesten 5,55% nach Kosten pro Jahr betragen, um lukrativer zu sein als das o. g. Angebot. Der Steuervorteil kommt nochmal hinzu! Dies ist zurzeit mit keiner sicheren Kapitalanlage zu gewährleisten. Auch aus Sicht der Risikodiversifikation empfiehlt sich über die Beitragsentlastungstarife einen sicheren Baustein einzukaufen, der den sicheren Ausgleich über Zeit im Kollektiv schafft.

 

Beitragsentlastungstarif – Sind alternative Anlagen besser?

Vereinzelt erfolgt die Aussage, dass es lukrative Alternativen zu den Beitragsentlastungs-Tarifen (BE-T) gäbe. Dies ist insofern fraglich, als dass gleiche steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen verglichen werden müssen, da sonst Äpfel mit Birnen verglichen werden. Venture-Capital-Fonds oder fremdvermietete Mikro-Appartements sind völlig andere Produkte. Daher lohnt nur der Vergleich mit Rentenversicherungen, sowie deren „Dauerkonkurrent“, dem Fondssparplan, oft via ETFs dargestellt.

Ansparphase

BE-T

Rürup (klassisch)

Rürup (Fonds)

Fonds

Steuervorteil

Ja

Ja

Ja

Nein

Arbeitgeber-Zuschuss

Ja

Nein

Nein

Nein

Wertentwicklung

Zins

Zins

Fonds

Fonds

Wertsteigerung über Marktrendite

Nein

Nein

Möglich

Möglich

Einfluss auf Kapitalanlage

Nein

Nein

Ja

Ja

Risikoausgleich Kollektiv

Ja

Ja

Nein

Nein

Risikoausgleich Zeit

Ja

Ja

Nein

Nein

Geringe Volatilität

Ja

Ja

Zinsabhängig, eher nein

Zinsabhängig,

eher nein

Pfändungssicher

Ja

Größtenteils

Größtenteils

Nein

Scheidungssicher

Ja

Nein

Nein

Nein

Auszahlphase

BE-T

Rürup (klassisch)

Rürup (Fonds)

Fonds

Steuervorteil

Ja

Nein

Nein

Nein

Lebenslange Rente

Ja

Ja

Ja

Nein

Keine lebenslange Beitragspflicht

Nein

Ja

Ja

Ja

Vererbbar

Nein

Optional

Optional

Abhängig von Performance

Risikoausgleich Kollektiv

Ja

Ja

Nein

Nein

Risikoausgleich Zeit

Ja

Ja

Nein

Nein

Pfändungssicher

Ja

Größtenteils

Größtenteils

Nein

Scheidungssicher

Ja

Nein

Nein

Nein

Der Fondssparplan kann nur dann einen relevanten Vorteil erwirken, wenn Sie kurz nach Rentenbeginn sterben, weil das Kapital dann zu großen Teilen vererbt wird. Je länger die Laufzeit, umso schlechter schneidet der Fondssparplan ab, da dieser entweder Kapitalverzehr betreiben muss oder hochvolatil ist. Somit bliebe die einzig vergleichbare Alternative eine Rürup-Rente, die ggf. mit Fonds eine höhere Rente erreichen kann als die BE-Tarife.

Aus Gründen der Risikodiversifikation empfiehlt sich eher die Beitragsentlastung der PKV, da Sie in der Regel Fonds für die Altersvorsorge benötigen. Diese auch bei der Krankenversicherung zu verwenden, wäre ein unnötiges Klumpenrisiko. Sie sollten nie alles auf eine Karte setzen.

Sie sollten darauf achten, dass einige Versicherungen versuchen Ihnen Mogelpackungen unterzujubeln, die einen besonderen Bezug zur Krankenversicherung haben oder besonders nachhaltig sein sollen, jedoch nur fondsgebundenen Rentenversicherungen darstellen. Entsprechende Produkte, etwa das sog. „Gesundheitskonto“ der Stuttgarter LVaG, wurden nach Abmahnungen umbenannt,[6] jedoch nicht vertrieblich eingestellt.

Beitragsentlastungstarif – Zusammenfassung Vor- & Nachteile

Grafik  – Vorteile & Nachteile der Beitragsentlastungstarife

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Quellen

[1] 2013-09 Aktuar Aktuell Nummer 24 https://aktuar.de/fachartikelaktuaraktuell/Krankenversicherung_Rechnungszins_Aktuar-aktuell_24.pdf

[2] 2020-11-20 Focus Money Versicherungsprofi – Verbraucherzentrale rät von Beitragsentlastungstarifen ab https://versicherungsprofi.online/recht-ratgeber/expertenmeinung/verbraucherzentrale-raet-von-beitragsentlastungstarifen-ab_00687/

[3] §10 I 3 a) EStG Einkommenssteuergesetz https://www.gesetze-im-internet.de/estg/__10.html

[4] 2013-08-19 BMF 19.8.13, BStBl I 13, 1087, Tz. 88 Einkommenssteuerrechtliche Behandlung von Vorsorgeaufwendungen und Altersbezügen https://datenbank.nwb.de/Dokument/Anzeigen/474445/

[5] „ohne Datum“, Aufruf am 2021-09-01 Software für Vorsorge und Finanzplanung GmbH & Co. KG – Beitragsentlastungsrechner https://software.vorsorge-finanzplanung.de/kvoptimierer/beitragsentlastung.xhtml

[6] 2022-05-27 procontra – Greenwashing-Vorwurf: Stuttgarter Lebensversicherung gibt Unterlassungserklärung ab https://www.procontra-online.de/artikel/date/2022/05/greenwashing-vorwurf-stuttgarter-lebensversicherung-gibt-unterlassungserklaerung-ab/

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